Mittwoch, 2. Oktober 2013

Prüfzeit- Wechseljahre


Eine häufige Begleiterscheinung in den Wechseljahren sind Beziehungskrisen. Hormonelle Veränderungen im Körper der Frau während der sog. "Lebensmitte", ja die Hormone im Allgemeinen, werden oft als Grund dafür herangezogen und leider oft genug wird darüber gelächelt.


Unverständlich ist vielen, dass die nun mal stattfindenden, hormonellen Veränderungen eine Wirkung auf den ganzen Körper haben können- somit auch auf unser Gehirn. Wir Frauen schärfen in dieser Zeit sozusagen unseren Blick (wieder) für Ungerechtes und Belastendes für unseren Körper und unsere Seele. Unterstützt durch die hormonellen Veränderungen, wird vielen Frauen bewusst, dass sie eine lange Zeit in ihrem Leben vieles geschafft und getan haben- sehr oft jedoch für andere- sehr selten haben sie dabei ihre eigenen Wünsche und Träume berücksichtigt. 


Dieses Schaffen und Sorgen in erster Linie für andere, egal ob es um die Familie geht oder um den Frieden am Arbeitsplatz- sehr viele Frauen sind so sehr bemüht, es allen und jedem Recht zu machen.

Kennen Sie solche Sätze von sich selbst?: " Ja, es ist viel, aber ich schaff das schon" oder "Nein, ich kann heute nicht mit ins Kino, ich muss heute abend noch ...........machen, sonst......"

Oder: "Hinter jedem erfolgreichen Mann, steht eine starke Frau"


Was passiert nun wenn dieses Jahrelange "richten"  keinen Ausgleich findet, wenn Bedürfnisse, Wünsche und Träume immer hinten an gestellt werden? Wenn die Frau weiterhin schweigt, obwohl sie innerlich vielleicht längst  schon gemerkt hat, dass es zu viel ist? Dann muss irgendetwas nachgeben, leider ist das sehr oft  die Gesundheit der Frau und das Ergebnis ist eine der drei Großen Krankheiten von Frauen in den Wechseljahren:

Herzerkrankung-Depression-Brustkrebs- leider sehr oft sogar in Kombination miteinander

Wenn Frau sich entschließt, auf die Signale des Körpers und der Seele zu hören, muss sie sich auf einige Turbulenzen gefasst machen. Und es kommt auch in langjährigen Partnerschaften zu Erschütterungen. Vergessen Sie nicht- auch der Partner erlebt in diesem Lebensalter seine Wechseljahre, genannt Midlife Crisis.


Was haben nun die Hormone mit Partnerschaft zu tun



Sehr viel! Wenn wir uns anschauen, wie wir Hormonell gesteuert sind, so wird deutlich, dass die  Hormone uns mit Beginn der Pubertät darauf „programmieren“, einen geeigneten Partner/Partnerin zur Fortpflanzung zu suchen, Forscher haben herausgefunden, dass wir Frauen unbewusst, egal ob wir einen bewussten Kinderwunsch haben oder nicht, am Geruch unseres Partners wahrnehmen ob dieser ein, für uns geeigneter Mann zur Erhaltung unserer Art ist.


Haben wir dann zusammengefunden und gründen eine Familie, so sind es wieder die Hormone, die uns Frauen dazu bewegen, unsere Nachkommen zu hegen und zu pflegen und selbstverständlich auch unseren gewählten Partner, unser Heim, ja sogar die ganze Sippe. Eigene Wünsche z.B. in beruflicher Hinsicht werden hintenangestellt. Das ist im Grunde nichts Schlimmes und wenn wir auf die Biologie unseres weiblichen Körpers schauen, ja auch durchaus so vorgesehen. Leider ist es jedoch so, dass in unserer  Kultur ein Klima vorherrscht, das diese Tendenz schamlos ausbeutet und ausnutzt. Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass es erfreulicherweise inzwischen, wenn auch in der Masse nur ganz zart bemerkbar- immer mehr Männer sich ebenfalls für eine bewußte Familienpflege entscheiden.


Ist dann die Phase der Kindererziehung in der Lebensmitte, weitgehend abgeschlossen und durch den Zeitpunkt des Endes der natürlichen Fruchtbarkeit gekennzeichnet, kommt es wieder zu einer hormonellen Umstellung im Körper. Nun geht es nicht mehr um die Suche nach einem geeigneten Partner, es geht nicht mehr um die Aufzucht und Pflege und die Erhaltung unserer Art. Jetzt geht es um Klarheit im Leben. Was war bisher, was war bisher richtig, was war bisher falsch. Diese emotionalen Veränderungen können sich wie ein „Boden unter den Füßen verlieren“ anfühlen und im ersten Moment sehr erschrecken. Besonders diejenigen Frauen unter uns, die bisher alles unter Kontrolle hatten- oder es zumindest dachten, erleben diese Neuorientierung wie ein regelrechtes Erdbeben.  Es ist eine Sache, einer Veränderung zu widerstehen, die von außen hervorgerufen wird. Ganz anders sieht es aus, wenn diese Veränderung von innen kommt und plötzlich alles was bisher so tröstlich vertraut war von innen nach außen wirft- einschließlich der eigenen Identität.


Es gibt im Grunde nur zwei mögliche Strategien mit diesen oft sehr schmerzhaften Ereignissen umzugehen:


Beginnen Sie bereits in den Jahren vor Ihrer Wechselzeit, sich gegen die sozialen und kulturellen Dogmen abzugrenzen und für sich herauszufinden was Ihnen guttut und was sie für sich  brauchen- und sorgen Sie sich um Ihre physische und psychische Gesundheit.


Oder ignorieren Sie die Weisheit Ihres Körper in den Wechseljahren  und die Notwendigkeit nach eigener und kreativer Veränderung und innerer Wahrheit – leider kann der Preis für diesen Weg sehr hoch sein. Gesundheitlich und Partnerschaftlich.


Das mag sich im ersten Moment schrecklich anhören, aber die Klarheit des Blicks und die zunehmende Unduldsamkeit,  Ungerechtigkeit und einem Ungleichgewicht der Lastenverteilung gegenüber, die  die klimakterischen Veränderungen begleiten, sind für uns Frauen ein großes Geschenk. Unsere hormonellen Veränderungen geben uns die Gelegenheit, ein für alle Mal zu sehen, was wir in unserem bisherigen Leben verändern müssen, um in der zweiten Hälfte unseres Lebens ehrlich, gesund und in vollen Zügen zu leben.










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